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Gedenkfeier am Totensonntag

Am Totensonntag, 24. November 2024 fand nach dem Gottesdienst in der Aussegnungshalle auf dem Kirchheimer Friedhof wie in jedem Jahr eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung statt.

„Auf den Tag genau, seit 33 Monaten, herrscht Krieg in der Ukraine, Krieg in Europa. Seit über einem Jahr wird der Nahe Osten von den kriegerischen Auseinandersetzungen erschüttert, die durch den terroristischen Angriff der Hamas auf Israel ihren Anfang genommen haben. Und vor wenigen Tagen gab es regelrechte Jagdszenen auf israelische Fußball-Fans mitten in Amsterdam – sollte sich jemand die Frage stellen, warum wir uns heute, fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges immer noch treffen, um an die Opfer der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts, an die Opfer von Flucht und Vertreibung, an die Opfer der Kriege unserer Zeit zu erinnern, dann sind die genannten Geschehnisse Antwort genug.“

Mit diesen Worten begann Bürgermeister Uwe Seibold die Gedenkrede, die er im Wechsel mit Pfarrer Achim Binder vortrug.

„Ein Zusammenleben von über 500 Mio. Menschen in Frieden und Freiheit, geschützt durch die rechtsstaatlichen Grundsätze demokratischer Verfassungen, ein Sozialstaat, der im Falle eines Falles ein menschenwürdiges Leben sicherstellt, ein wirtschaftlicher Wohlstand, wie er vielen anderen Menschen in der Welt nicht vergönnt ist – das alles waren und sind die Werte, die das Zusammenleben in Europa in den zurückliegenden Jahrzehnten geprägt haben und deshalb ist es heute unsere Verantwortung, uns so für diese Werte einzusetzen und starkzumachen, dass diese Werte auch unter den Rahmenbedingungen der erwähnten Zeitenwende ihren wichtigen Platz und ihren Stellenwert behalten.“

„Deshalb brauchen wir nach wie vor Gedenktage wie den heutigen, um uns immer wieder klarzumachen, dass ein friedliches Miteinander keine Selbstverständlichkeit ist, weder in der Welt noch vor der eigenen Haustüre. Und auch wenn es uns nicht wirklich möglich sein wird, aus unserem kleinen Ort heraus die Weltpolitik maßgeblich zu beeinflussen, dann haben wir zumindest die Change, in unserem eigenen Umfeld, quasi vor der eigenen Haustür, dafür zu werben, dass wir uns wieder mehr und aktiv für Frieden, Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und vieles andere mehr, was wir in unserem Alltag schätzen, einsetzen müssen.“

Durch die alljährliche Gedenkfeier am Totensonntag wird auch hier in Kirchheim zum Ausdruck gebracht, dass die Erinnerung an die zurückliegenden Grausamkeiten unserer Geschichte nicht in Vergessenheit geraten, sondern vielmehr zu einem bedeutenden Teil unserer gesellschaftlichen Kultur geworden ist.

Die Feierstunde fand statt zum Gedenken an die Opfer von Gewalt und Krieg, Kinder, Frauen und Männer aller Völker, der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. Zum Gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder wegen einer Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Die Trauer gelte den Opfern der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, den Opfern von Terrorismus und politischer Verfolgung, den Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten und anderen Einsatzkräften, die im Ausland ihr Leben verloren.

Man gedachte auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und schwache Opfer geworden sind. Und trauerte mit allen, die Leid tragen um die Toten.

Gemeinsam mit Herrn Schweiher legte Bürgermeister Seibold einen Kranz am Mahnmal nieder.

Würdevoll umrahmt wurde die Gedenkfeier musikalisch durch die Young Chorporation und den Musikverein „Harmonie“.