Das Landratsamt informiert
Was man über Infekt, Grippe und Co. wissen sollte
Herbst- und Winterzeit ist Erkältungszeit. Das Gesundheitsdezernat des Landratsamts gibt Antworten auf Fragen rund um Atemwegsinfektionen.
Was kann man tun, um sich vor Infektionen zu schützen?
Grundsätzlich gilt: Hygieneregeln, die zum Schutz vor Ansteckung mit Covid-19 empfohlen wurden, schützen auch vor den anderen Erregern von Atemwegsinfektionen. Dazu zählt, dass man größere Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen meiden sollte, regelmäßig stoßlüftet und die Husten- und Niesetikette befolgt. Hände sollte man regelmäßig und gründlich waschen und vermeiden, sich mit ungewaschenen Händen ins Gesicht zu fassen. Weiterhin tragen eine gesunde und vitaminreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung an der frischen Luft zur guten Grundkonstitution bei. Trockene Raumluft trocknet die Schleimhäute aus und senkt die Barriere für Atemwegserreger zusätzlich. Gegen einige Atemwegsinfektionen helfen Schutzimpfungen. Der Impfschutz sollte gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aktuell sein.
Wie behandelt man eine Infektion bestmöglich beziehungsweise wie verhält man sich, wenn man krank ist?
Generell sollte man bei Atemwegserkrankungen Kontakte so gut es geht für drei bis fünf Tage bis zur deutlichen Besserung der Beschwerden meiden – zumindest zu Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben und abwehrgeschwächt sind. Dazu zählen Säuglinge, ältere Menschen mit Vorerkrankungen, Immungeschwächte und Schwangere. Atemwegsinfektionen werden durch unterschiedliche Krankheitserreger hervorgerufen, die die Schleimhäute der Atemwege befallen. Meist sind Viren die Ursache. Dazu zählen zum Beispiel sogenannte Erkältungsviren wie Rhinoviren oder auch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), Influenzaviren (Grippe) oder SARS-CoV2 (Covid-19). Bei einer Virusinfektion kann die Schleimhaut der Atemwegsorgane so geschädigt werden, dass die Anfälligkeit für Bakterien erhöht ist. So kann sich beispielsweise aus einer einfachen Erkältung abhängig von der Art der Bakterien eine Nasennebenhöhlenentzündung, eine Bronchitis oder selten auch eine Lungenentzündung entwickeln, die dann in der Folge eventuell eine antibiotische Therapie erfordern. Primär sollte man dem Körper aber entsprechend Ruhe gönnen, sich vitaminreich ernähren und genügend trinken. Die Beschwerden lindern kann man mit entsprechenden fiebersenkenden oder schleimlösenden Mitteln oder durch abschwellende Nasentropfen.
Welche Impfempfehlungen gelten?
Nach den Stiko-Empfehlungen sollen über 60-Jährige ihren Impfschutz gegen Covid-19 im Herbst mit einem mRNA- oder proteinbasierten Impfstoff auffrischen, außerdem Bewohnerinnen und Bewohner in Einrichtungen der Pflege sowie Personen der Eingliederungshilfe mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, Personen ab einem Alter von sechs Monaten mit einer Grundkrankheit, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-Verlauf einhergeht, Personen jeden Alters mit arbeitsbedingten Kontakten zu Patienten, Patientinnen oder Bewohnerinnen und Bewohner in medizinischen Einrichtungen oder Pflegeeinrichtungen sowie Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, die selbst keine schützende Immunantwort nach COVID-19-Impfung aufbauen. Für immungesunde Personen dieser Indikationsgruppen, die im laufenden Jahr bereits eine SARS-COV-2-Infektion hatten, ist die jährliche COVID-19-Impfung im Herbst in der Regel nicht notwendig. Gesunden Erwachsenen unter 60 Jahren sowie gesunden Schwangeren werden bei bestehender Basisimmunität derzeit keine jährlichen Auffrischimpfungen empfohlen.
Die Grippeschutzimpfung gilt für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke aller Altersstufen und Schwangere sowie für Medizin- und Pflegepersonal, Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und Kontaktpersonen bestimmter Risikogruppen. Darüber hinaus gibt es eine Impfempfehlung für alle Personen über 60 Jahren und besondere Risikogruppen gegen Pneumokokken und für alle Personen ab einem Alter von 75 Jahren und besondere Risikogruppen ab 60 Jahren gegen RS-Viren.
Wie kann man Grippe und Corona von einem grippalen Infekt unterscheiden?
Erkältungen, sogenannte grippale Infekte, sind in der Regel mild verlaufende Atemwegsinfektionen. Der Befall und die Reizung oder Schädigung der Schleimhäute durch Erkältungsviren sowie die einsetzende Immunabwehr des Körpers führen zu Krankheitszeichen wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. Die Grippe (Influenza) kann ganz typisch mit abrupt einsetzendem Fieber und deutlichem Krankheitsgefühl beginnen. Muskel- und/oder Kopfschmerzen sowie trockener Husten können hinzukommen. Es gibt aber auch da untypische Verläufe, gerade auch bei Personen mit Vorerkrankungen und geschwächter Immunabwehr. Bei COVID-19 treten ebenfalls unterschiedliche Symptome einer akuten Atemwegsinfektion auf, wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Kopf- und Gliederschmerzen und Fieber sowie Kurzatmigkeit können hinzukommen. Auch Magen-Darm-Beschwerden sind möglich.
Welche Empfehlungen gibt es für Sportler, die eine Infektion haben beziehungsweise hatten?
Zur Infektabwehr muss das Immunsystem aktiviert werden. Dies erfordert viel Energie. Deshalb fühlt man sich schlapp und müde. Daher sollte man in dieser Phase dem Körper Ruhe gönnen, damit sich der Körper und das eigene Immunsystem ganz auf diese Aufgabe fokussieren können. Bei zu früher körperlicher Verausgabung leidet die Infektabwehr, was den Krankheitsverlauf verlängern und darüber hinaus auch zu Folgeerkrankungen führen kann, beispielsweise Herzmuskelentzündungen oder Nasennebenhöhlenentzündungen, Bronchitiden oder Lungenentzündungen. Bei nur milden Symptomen kann moderate Bewegung sinnvoll sein. Bei fieberhaften Infekten sollte Sport jedoch absolut tabu sein. Eine Pause von 14 Tagen wird empfohlen.
Warum sind die Infektionszahlen schon seit dem Sommer auf einem – gemessen an den Vorjahren – relativ hohen Niveau?
Die akut respiratorischen Erkrankungen (ARE) liegen aktuell tatsächlich auf einem vergleichsweisen hohen Niveau und werden hauptsächlich durch Rhinoviren und SARS-CoV-2 verursacht. Darüber hinaus verzeichnet das Gesundheitsdezernat diesem Jahr vermehrt Keuchhustenfälle in Baden-Württemberg. Keuchhusten tritt allerdings das ganze Jahr über auf mit einem Gipfel in der kalten Jahreszeit, also im Herbst und im Winter. Ursache der Keuchhustenzunahme im Jahr 2024 können eine bessere und vermehrte Diagnostik bei respiratorischen Erkrankungen sein, Impflücken bei Auffrischimpfungen bei Jugendlichen und Erwachsenen und auch ein Nachholeffekt aus der Pandemiezeit.
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